Frankfurt, Open Source und Kostenschätzung
Die Stadtverordneten in Frankfurt/Main haben beschlossen, die IT Angebote der Stadt auf Open-Source-Software umzustellen. Allerdings können die IT-Verantwortlichen die genauen Kosten für die kommenden Jahre nicht genau beziffern.
Aber ist das nicht auch vernünftig? Und wären bei Closed-Source-Anwendungen die Kostenschätzungen genauer?
Natürlich ist es ein Problem, dass die bisherigen und erwartbaren Kosten der IT der Stadt Frankfurt nicht exakt zu bestimmen sind. Das hat u.a. seinen Grund darin, dass bei Anschaffung von IT die Folgekosten nicht berücksichtigt werden (können). Verantwortliche in öffentlicher Verwaltung (und auch häufig in der Privatwirtschaft) haben immer nur die Anschaffungskosten vor Augen. Die Folgekosten werden gerne niedrig gerechnet, um gegenüber den Parlamenten oder der Geschäftsleitung gut da zu stehen.
Die Kosten für Geräte und Software sind aber bei ITStruktur vergleichsweise gering. Wesentlich größere Kostenfaktoren sind Wartung, Anwendung und Schulung. Und diese Kosten fallen sowohl bei Closed Source (Windows, Apple) als auch bei Open Source an. Es ist nicht damit getan, einfach irgendwann Windows auf den Arbeitsplatzrechnern zu installieren. Jeder Versionswechsel bei Microsoftprodukten erfordert einen hohen Anpassungs- und auch Schulungsaufwand. Ohne jetzt Details zu erläutern, kann davon ausgegangen werden, dass sowohl Closed Source als auch Open Source etwa den gleichen Folgeaufwand erfordern.
Was bei einer Gesamtbetrachtung für Open Source spricht: Der Programmcode ist zumindest für Fachleute jederzeit einsehbar und damit prüfbar. Dies gilt so nicht bei Microsoft/Apple: Was diese Programme im Einzelnen machen, kann im Zweifelsfall nicht geprüft werden.
Noch wichtiger aber ist die juristische Seite. Durch die amerikanische Gesetzgebung mit den Gesetzen „Cloud Act“ und „FISA“ sind Firmen in den USA gezwungen, ihre Daten der US-Regierung offen zugänglich zu machen. Dabei unterliegt der Zugriff auf diese Daten der Geheimhaltung: Die US-Firmen dürfen noch nicht einmal mitteilen, dass sie Daten heraus geben mussten.
Aus diesen Gründen versuchen sowohl die EU als auch die Bundesregierung die Anwendung von Open Source Anwendungen zu fördern. Und dabei sind Microsoft/Apple nicht alternativlos: Schätzungsweise 90% aller Internetserver laufen auf Linux, fast jedes Smartphone hat eine Linuxvariante als Grundlage. Und da spielen die Lizentkosten nur eine untergordnete Rolle.