Der Begriff „Digitalisierung“ wird verschwenderisch verwendet: Politikerinnen, Lehrerinnen, Journalistinnen, Pfarrerinnen, Medizinerinnen, Gewerkschafterinnen, Arbeitgeberinnen: Alle kennen diesen Begriff, alle verwenden ihn. Er ist die Leinwand, auf die Befürchtungen oder Hoffnungen projiziert werden. Aber trifft dieser Begriff eigentlich noch auf unsere soziale,
wirtschaftliche oder kulturelle Realität zu?
Digitalisierung war gestern
In den 80ern des vergangenen Jahrhunderts begann die weltweite Verbreitung von Computern, die auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich waren. Dann kam in den 90ern die rasante Entwicklung des Internets. Es begann die weltweite Vernetzung dieser Geräte.
Heute sind wir bis in die kleinsten Verästelungen des Alltags von digitalen Geräten und Anwendungen umgeben. Fahrkartenautomaten, digitale Endgeräte mit Chat, Mailprogramme, Autos: Alles Computer, die in Netzstrukturen eingebunden sind. „Digitalisierung“ bedeutet die Einführung von digitaler Technologie. Dieser Prozess ist aber beendet, wir müssen nicht überlegen, ob wir digitale Endgeräte einsetzen. Die Frage ist: wie
werden sie von wem unter welchen Bedingungen genutzt.
Digitalität ist heute
Die technologische Organisation von Anwendungen und Geräte ist Alltag. Die Auswirkungen auf sozialem, wirtschaftlichen und kulturellen Gebiet ist häufig unklar und einem ständigen Wandel unterzogen. Welche Bedeutung haben die KI-Anwendungen? Wer steuert die Informationsflüsse im Internet? Wie werden digitale Programme hergestellt?
Demokratie basiert auf der Möglichkeit, dass Menschen Einfluss nehmen und
Entscheidungen möglichst frei treffen können. In der Digitalität setzt das voraus, dass Menschen grundlegende Kenntnis der verwendeten Technologien haben. So haben sie die Möglichkeit konstruktiv und mit Kenntnis Entscheidungen über die Anwendung digitaler Angebote zu treffen.
Daraus folgt der großer Bildungsauftrag: Die Bürgerinnen zu den wichtigsten Fragen der digitalen Strukturen kompetent zu machen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht nicht ums Programmieren. Es geht darum, dass Menschen grundlegend wissen, wie Geräte